Das Ost-West-Europäische Gedenkstättentreffen in Krzyżowa/Kreisau richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Erinnerungsorten, Museen, Gedenkstätten, Bildungszentren, Menschenrechtsorganisationen oder Zeitzeugenprojekten. Anliegen des Gedenkstättentreffens ist das Kennenlernen sowie der Austausch von Wissen und Erfahrung. Vom 29. März bis 1. April 2023 hat es zum 20. Mal in Kreisau stattgefunden.

Einen ausführlichen Konferenzbericht können Sie auf dieser Seite als pdf herunterladen.

20. Gedenkstättentreffen Kreisau Tagungsbericht 2023.pdf


Im Mittelpunkt des diesjährigen Treffens stand Aufstand, Protest und Widerstand – Debatten in Ost- und Westeuropa in der Nachkriegs- und postkommunistischen Zeit und die Erinnerung daran in Museen und Gedenkstätten. Referent*innen waren unter anderem Dr. habil. Magdalena Saryusz-Wolska (Deutsches Historisches Institut Warschau),  Prof. Dr. Claudia Weber (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)),  Prof. em. Dr. Peter Steinbach (Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin), Dr. Raphael Utz (Deutsches Historisches Museum, Berlin), Dr. Martyna Gradzka-Rejak (Biuro Badań Historycznych IPN oraz Muzeum Getta Warszawskiego, Warszawa), Irmgard Zündorf (Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam),  Nataliia Ivchyk (NGO Mnemonic, Ukraine),  Vytautas Jurkus i Vytautas Petrikenas (9th Fort Kaunas, Litauen) und Dr. Andrea Genest (Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.


"Gemeinsam mit Vertreter*innen von Museen, Archiven und Bildungsprojekten sowie Macher*innen von historischen und künstlerischen Ausstellungen aus ganz Europa diskutieren wir in Kreisau über Erkenntnisgewinne, Kontroversen, unterschiedliche Perspektiven auf Widerstand und Protest in totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts und heute sowie nationale Besonderheiten und grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten im Umgang mit Vergangenheit und Gegenwart", so einer Organisator*innen des Seminars.

Erinnerung und Geschichte von Protestkulturen des 20. Jahrhundert sind wichtiger Bestandteil staatlichen Selbstverständnisses und der Selbstvergewisserung in Europa.   Stets geht es um die Neuverhandlung von demokratischer Teilhabe, um Freiheit und Menschenwürde. Sie sind Gegenstand der Bildungsarbeit und Thema in Gedenkstätten und Erinnerungsorten. Die Art und Weise, wie wir an Widerstand, Protest und Aufstände erinnern, unterscheidet sich von Land zu Land und verändert sich innerhalb eines Landes mit der Zeit. Wie verändern sich die Darstellungen von Protest und Eigensinn in staatlichen Museen und Gedenkstätten in Europa? Welche Gemeinsamkeiten und welche Unterschiede stellen wir fest?  Nicht alle Widerstandsformen finden Eingang in den offiziellen Kanon. Manche Proteste werden verschwiegen, vergessen, andere hingegen bekommen symbolische Bedeutung über nationale Grenzen hinaus. Welche Funktion erfüllen die Würdigung des Widerstands und das Gedenken an die Opfer in den Gesellschaften?   

 

Der Widerstand gegen das Naziregime nahm viele Formen an, von passivem Widerstand, Sabotage, der Dokumentation von Verbrechen bis hin zur Emigration und dem versuchten Staatsstreich vom 20. Juli 1944. Getragen wurde er von Männern und Frauen aus allen sozialen Schichten und politischen Lagern. Oppositionelle Kreise in der Wehrmacht, in den besetzten Gebieten gehörten ebenso dazu wie z.B. die Mitglieder des "Kreisauer Kreises".

 

Auch gegen die Machtübernahme der Kommunisten und der Errichtung von sozialistischen Diktaturen in Osteuropa stellten sich viele Menschen, die Protestformen veränderten sich jedoch. Streiks, Studentenproteste und Volksaufstände wie der 17. Juni 1953 in der DDR, Ungarischer Volksaufstand im Oktober 1956 oder Prager Frühling 1968 und NSZZ “Solidarnosc” in Polen prägen unsere Erinnerungskultur bis heute. Auch in Westeuropa spiegeln sich in Protesten und in der Erinnerung daran soziokulturelle Veränderungsprozesse. Bis heute bleiben wir Zeugen von teils militanten Gegenbewegungen – demokratische Errungenschaften werden wieder in Frage gestellt und müssen neu erkämpft werden. 

 Das Gedenkstättentreffen wurde von Mitarbeiter*innen der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung, der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Dikatatur, dem Zentrum Erinnerung und Zukunft (Wrocław), der Evangelischen Akademie zu Berlin und der Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft organisiert.

 

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