Mit Schuberts 5. Sinfonie verklang am 4. September in Kreisau die achte Ausgabe von Krzyżowa-Music vom ersten Pult aus geleitet von Viviane Hagner. Um unsere künstlerische Leiterin hatten sich dieses Jahr wieder 50 ausgewählte Musikerinnen und Musiker aus allen Teilen dieser Welt versammelt, um 45 Meisterwerke der Kammermusik intensiv zu studieren, um sie dann in 11 umjubelten Konzerten aufzuführen. Die großen Klassiker kamen dabei ebenso zur Geltung wie viele Wiederentdeckungen selten oder fast nie zu hörender Werke. Und auch die gegenwärtige Musik bekam in eigentlich jedem Konzert mit einem Stück unserer großartigen griechischen Komponistin in Residence, Konstantia Gourzi, in diesem Jahr einen besonders breiten Raum.

Die über alle Sprach- und Kulturgrenzen hin verbindende Kraft der Musik war in diesem krisen- und kriegsgeschüttelten Jahr besonders gesucht und wurde bei Krzyżowa-Music auch gefunden, denn wir teilten uns Kreisau mit den Gästen aus der Ukraine, die dort Zuflucht gefunden hatten.

Da noch Schulferien waren, spielte sich ihr sommerliches Leben und das Treiben besonders ihrer Kinder und Jugendlichen weitgehend auf und um den zentralen Rasen herum ab, was Kreisau trotz des tragischen Hintergrundes eine geradezu heitere und südländische Atmosphäre verlieh. Nach anfänglich zögerlicher und schüchterner Kontaktaufnahme konnten wir mit den Ukrainern gemeinsam grillen; ein für sie arrangiertes Kinderkonzert im Ballsaal öffnete schließlich die Herzen, und immer wieder mal waren die vom Campus her bekannten Gesichter auch in unseren Konzerten zu finden.

Noch direkter fand die Begegnung mit dem Zeitgeschehen am 17. August bei einem Open-Air Vorkonzert auf dem grandiosen Marktplatz der Renaissance-Stadt Zamość statt – mit ukrainischen Liedern und dem C-Dur Streichquintett von Schubert. Dort hatte die deutsche Botschaft Asyl nach dem russischen Angriff auf Kiew erhalten, und dieses Konzert war eine Dankesgeste für deren Gastfreundschaft an die Bürger der Stadt. Und darüber hinaus ist noch vorgesehen, dass sich später Jugendliche aus Zamość mit solchen aus dessen deutschen Partnerstädten Weimar und Schwäbisch Hall in Kreisau zu gemeinsamen Projekten treffen werden.

Vor hundert Jahren war der polnische Geiger Bronisław Huberman nicht nur der größte Virtuose seiner Zeit, sondern zusammen mit dem Grafen Coudenhove-Kalerghi auch ein enorm engagierter Vorkämpfer für ein vereintes Europa und somit auch nicht ohne Einfluss auf das Denken der Kreisauer – denn auch zu denen gab es indirekte Verbindungslinien. In unseren beiden Symposien führte die Darstellung des Persönlichkeitsbildes dieser musikalischen Ausnahmepersönlichkeit und späteren Gründers des Palestina-Orchesters, zusammen mit Referaten über die im Nationalsozialismus verfemte Musik und unsere aktuelle Hilfsaktion für die vom Krieg betroffenen ukrainischen Musiker, zu einem gemeinsamen Nachdenken darüber, wie Künstlertum und Zeitgeschehen einander bedingen.

Krzyżowa/Kreisau ist durch Krzyżowa-Music inzwischen auch in der internationalen, klassischen Musikwelt zu einem echten Begriff geworden und steht außer für seine hohe künstlerische Qualität durch den Begegnungscharakter der Musikerinnen und Musiker miteinander einerseits, wie auch andererseits mit den zu allen Bereichen zugelassenen Besuchern, für eine offene Gemeinschaft auch im Kulturbetrieb. Und besonders schön war es dieses Jahr zu beobachten, dass sich uns vermehrt die polnischen Besucher und auch die polnische Musikszene zuwenden und uns als die Ihren wahrnehmen. Die anfänglich noch zarten Wurzeln werden also stärker und das sogar im 3. Pandemiejahr. In der beängstigenden Weltlage wächst allerdings die Sorge, dass es besonders Bildung und Kultur treffen wird, wenn gespart werden muss. Da Krzyżowa-Music fast ausschließlich von privatem Engagement getragen wird, können wir nur hoffen, dass es uns weiterhin gelingt unsere Förderer zu überzeugen.

Krzyżowa-Music

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