Im Januar 2021 startete die Stiftung Kreisau in Zusammenarbeit mit sechs Organisationen aus den Niederlanden, aus Spanien, aus der Ukraine, der Slowakei, aus Deutschland und Österreich das Projekt Stories that Move – Geschichten, die bewegen. 

Stories that Move ist eine Internetplattform mit einer Sammlung interaktiver Bildungswerkzeuge gegen Diskriminierung, in Form mehrsprachiger Materialien zur hybriden Bildung (www.storiesthatmove.org), die im Juni 2018 aktiviert wurden. Neun Projektpartner aus sieben europäischen Ländern setzten sich dafür ein, die Plattform Stories that Move (2015-2018) zu entwickeln und aufzubauen. Und sie arbeiten weiterhin daran, dieses Werkzeug in der formalen und non-formalen Bildung zu popularisieren. Knapp 4.000 Lehrer aus ganz Europa haben sich inzwischen auf der Internetseite registriert, um mit dem Online-Tool in ihren Klassen zu arbeiten.

Die Art und Weise, wie wir die laufenden Herausforderungen und Fragen rund um die gemeinsamen europäischen Werte verstehen, ist im Bericht der FRA (Agentur der Europäischen Union für Grundrechte) von 2019 klar umrissen, insbesondere in den Abschnitten zu Gleichheit und Nichtdiskriminierung, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und zu der damit einhergehenden Intoleranz. In den FRA-Studien wird hervorgehoben, dass Angehörige von Minderheiten und Migranten immer noch Vorurteilen in der gesamten EU ausgesetzt sind. Obwohl erhebliche Fortschritte erzielt wurden, sind die Grundrechte vieler Menschen, die in der EU leben, nach wie vor gefährdet. Populismus, Nationalismus und Desinformation – all das sind nur einige wenige Herausforderungen, die in gleichem Maße in Klassen und insgesamt in den Gesellschaften präsent sind.

Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und andere Arten von Diskriminierung kommen im heutigen Europa vor und wirken sich auf das Leben junger Menschen in all seinen Teilen aus. Ein internetbasiertes Toolkit mit der Bezeichnung Stories that Move verlangt von Schülerinnen und Schülern kritisches Denken über Diversität und Diskriminierung. Es regt auch dazu an, sich Gedanken über die eigene Haltung und die daraus resultierenden Entscheidungen zu machen. Schullehrern und Edukatoren im Bereich non-formaler Bildung bietet es wiederum ein modernes, von einem erfahrenen Pädagogenteam aus ganz Europa konzipiertes Werkzeugset. Das Set besteht aus fertigen Bildungspfaden, die in sich Informationen, Aufgaben zum selbständigen Bearbeiten sowie Geschichten aus dem Leben von Menschen, die Diskriminierung erfahren, vereinen. In kurzen Videobeiträgen teilen junge Menschen ihre Geschichten, sowohl die positiven als auch die negativen – sprich Erfahrungen von Ausgrenzung, Diskriminierung und Hassverbrechen. Diese ergreifenden und nachvollziehbaren Erzählungen stellen einen Ausgangspunkt dar – dazu, sich mit verschiedenen Fragen rund um das Phänomen Diskriminierung gründlich auseinanderzusetzen.

Das Projekt ist thematisch in fünf Bildungspfade gegliedert. Jeder Pfad setzt sich aus mehreren Informationsschichten und Aufgaben zusammen. Stimmen junger Menschen, die Opfer von Diskriminierung wurden, bilden dabei das Schlüsselelement eines jeden Pfads. Die Aufgabenstellungen animiert Schüler dazu, ihre eigene Haltung und die sich daraus ergebenden Entscheidungen kritisch zu reflektieren.

Jeder der fünf Bildungspfade umfasst zwei oder drei Varianten. Die Pfade können als Module betrachtet werden, die mehrere Unterrichtsvarianten beinhalten. Um einen ganzen Pfad zu durchlaufen, sind drei bis fünf, jeweils 45 Minuten dauernde, Unterrichtsveranstaltungen nötig – je nachdem, ob Hausaufgaben vorgesehen sind. Jede Variante umfasst dabei – online und offline durchzuführende – Einzel- und Gruppenaktivitäten, die die hybride Natur des heutigen Lehr- und Lernprozesses widerspiegeln.

Fünf Bildungspfade:

  • Sehen und sein
    Wie nehmen wir uns selbst und die anderen wahr? Reflexion über die Komplexität der Identität eines jeden Menschen sowie über die Notwendigkeit, mit Vielfalt positiv umzugehen. 

  • Wie funktionieren Vorurteile und Diskriminierung? Beispiele für Antiziganismus, Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen, denen junge Menschen begegnen. 

  • Lebensgeschichten
    Schicksale von Menschen, die in verschiedenen Geschichtsperioden lebten, als Anregung zur Reflexion über die Kontinuität bzw. Diskontinuität des Phänomens Diskriminierung. 

  • Medien
    Vorhandensein von Elementen der Propaganda, von Stereotypen, Vorurteilen und Hate Speech im Internet. 

  • Handeln
    Was bedeutet es, aktiv zu werden? Beispiele für Jugendinitiativen aus verschiedenen Teilen Europas als Inspirationsquelle für junge Menschen. 

Die Mehrsprachigkeit des Werkzeugs (die Internetseite ist in sieben Sprachen – in Polnisch, Englisch, Deutsch, Ungarisch, Ukrainisch, Slowakisch und Niederländisch – verfügbar) macht es möglich, das Tool mit Schülern im Fremdsprachenunterricht zu nutzen.

Das Projekt wurde 2018 aufgrund ausgezeichneter didaktischer Materialien mit dem Comenius-EduMedia-Award ausgezeichnet. Die aus Experten zusammengesetzte Jury lobte dabei die gelungene Verwendung interaktiver und audiovisueller Medien, die junge Europäer dazu befähigen, über Vorurteile, Stereotype, Diskriminierung und Internetmedien nachzudenken, Lehrern zugleich die Möglichkeit bieten, sich mit Problemen zu befassen, und junge Menschen dazu ermutigen, aktiv zu werden.

In Polen wurde in den Jahren 2018-2020 im Rahmen des Projekts – neben zahlreichen Webinaren – eine Reihe zweitägiger Workshops durchgeführt, die Lehrer in die Antidiskriminierungsthematik einführten und die Einsatzmöglichkeiten der Tools von Stories that Move in den woiwodschaftlichen und städtischen Lehrerfortbildungszentren, u. a. in Wrocław, Kielce, Toruń und Opole, veranschaulichten.

Im Zuge des Projekts wird es darüber hinaus Webinare und Workshops zu den – die wichtigsten Projektthemen betreffenden – Bildungsmethoden geben. Es sind auch Veranstaltungen mit Expertinnen und Experten geplant. Das Team der Stiftung Kreisau wird sich zugleich darauf konzentrieren, Szenarien zu entwerfen, die auf Stories that Move basieren und die ideal dazu geeignet sind, in internationalen Gruppen, etwa bei Jugend- und Schüleraustauschen, die bekanntlich unseren Schwerpunkt bilden, verwendet zu werden.

Lehrer und Edukatoren, die an dem Tool interessiert sind, sind herzlich eingeladen, mit der Koordinatorin, Luba Shynder, in Kontakt zu treten (E-Mail-Adresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Telefonnummer: +48 506 725 871).

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