Ich heiße Agata, seit zweieinhalb Jahren arbeite ich im Internationalen Jugendbegegnungszentrum der Stiftung „Kreisau“. In dieser Zeit habe ich bereits viele Projekte und Jugendbegegnungen organisiert. Doch dieses Mal durfte ich als Teilnehmerin des Programms #Youth4Peace vom 3. bis 10. Mai 2025 in Berlin die Bedeutung des internationalen Austauschs in einer neuen – und zugleich vertrauten – Rolle erleben.
Gemeinsam mit 80 jungen Menschen:
→ vom Balkan, wo die Staaten nicht immer im Interesse seiner eigenen Bürgerinnen und Bürger handeln,
→ aus Mitteteuropa, wo in verschiedenen Ländern – auch in Polen – die Rechte nationaler Minderheiten, queerer Personen, Menschen mit Behinderung oder Menschen mit Migrationshintergrund verletzt werden,
→ aus Osteuropa, darunter der Ukraine, wo nach wie vor Krieg herrscht,
→ aus den USA, wo die antidemokratische Bewegungen immer lauter wird,
→ aus Japan, einem Land, das einen Atombombenangriff erleben musste,
→ aus Israel, wo Menschen mit einer andauernden humanitären Krise konfrontiert sind,
→ und schließlich aus Westeuropa, wo trotz 80 Jahren Friedens seit Ende des Zweiten Weltkriegs soziale Ungleichheiten und Diskriminierung weiterhin präsent sind,
haben wir offen und mit Hoffnung diskutiert, was wir für Frieden, Demokratie und die Partizipation junger Menschen tun können.
Für Frieden, der nicht selbstverständlich ist, den wir über alles wertschätzen und aktiv bewahren müssen.
Für Demokratie, deren Grenzen und Risiken wir verstehen und die wir mitgestalten, weil wir das Recht jeder Person auf Freiheit und auf ein selbstbestimmtes Leben anerkennen.
Und schließlich für echte Teilhabe von Jugendlichen an gesellschaftlichen Entscheidungen, die nicht bei schönen Fotos aufhört.
Durch den Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen und das Gespräch mit einem Zeitzeugen – dem Warschauer Aufständischen und ehemaligen Häftling von Auschwitz und Sachsenhausen, Bogdan Bartnikowski – haben wir versucht, würdevoll an die Vergangenheit zu erinnern. Besonders im Gedenken an den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs, um unsere Gegenwart besser zu verstehen.
Neun Organisationen der internationalen Jugendarbeit haben zum ersten Mal gemeinsam kooperiert und so diesen Begegnungsraum für uns geschaffen. Was daraus entstanden ist, ist das Verständnis, dass Demokratie und Frieden nicht aus dem Nichts kommen – und dass nur durch mutige Offenheit junge Menschen einen echten Beitrag zum Aufbau einer bewussten Zivilgesellschaft leisten können.
Beim Treffen mit dem neu gewählten Bundeskanzler Friedrich Merz hatten wir die Möglichkeit, 40 Minuten mit ihm zu sprechen. Wir haben Fragen gestellt, die uns wirklich wichtig waren – in der Hoffnung, dass wir damit zeigen konnten, worauf junge Menschen heute den Fokus richten.
Auch die „Agenda für den Frieden“ ist ein Ergebnis unserer Reflexionen – mit konkreten Forderungen und Visionen für die Welt, die wir anstreben. Und wir glauben fest daran, dass internationaler Austausch und Bildung der Schlüssel zur Verwirklichung dieser Ziele sind.
Wir kehren mit einer neuen Perspektive nach Hause zurück.
Und es ist keine rosarote Brille, sondern eine Perspektive des tieferen Engagements und der Entschlossenheit, für den Frieden einzustehen.
Der letzte Satz der „Agenda für den Frieden“ fasst unser gemeinsames Versprechen zusammen:
We are ready for peace.
Agata Bengel
📸 Fotos: (C) Jennifer Sanchez | vonZynski.com