Neulich stieß ich auf das Protokoll von der Februarsitzung des Stiftungsvorstands. Wir beschäftigten uns mit einer detaillierten Planung eines voraussichtlich sehr erfolgreichen Jahres, mit einer Anzahl von Projekten und Besucher*innen auf Rekordhöhe. Wir beklagten uns sogar ein wenig darüber, dass sich ein sehr arbeitsintensives Jahr abzeichnete, während wir doch nach dem Jubiläumsjahr auf eine Entschleunigung gehofft hatten.
Jetzt, nur noch wenige Wochen später, liest sich dieses Protokoll wie ein Dokument aus einer fernen, fremden Welt. Anstatt zu planen, wie wir die Ressourcen am effizientesten einsetzen, damit unser Team durch die Betreuung und Koordination der sehr zahlreichen Projekte nicht übermüdet wird, überlegen wir, wie wir die Stiftung vor dem baldigen Untergang bewahren können.
Die aktuelle Krise wird die meisten Bereiche unseres Lebens betreffen. Auch die deutsch-polnischen Beziehungen werden beeinflusst. Es mag eine große Herausforderung für sie sein, aber wie jede Veränderung kann auch diese Krise in einigen Bereichen ein kreatives Element mit sich bringen. Es ist nicht die Zeit für Kaffeesatzleserei, was genau, wann und wie in den deutsch-polnischen Beziehungen aufgrund der Coronakrise geschehen wird. Es gibt zurzeit mehr Fragen als Antworten. Um aber in der Zukunft nach Lösungen für auftretende Probleme suchen zu können, können sie bereits heute benannt werden, auch wenn sie nur, absichtlich, wenig detailliert beschrieben werden.
Stärke in der Gemeinschaft oder Flucht in die Nationalismen?
Weiterlesen: Corona-Pandemie und die deutsch-polnischen Beziehungen | Agnieszka Łada
Wir sind Augenzeugen einer außergewöhnlichen Erfahrung. Die globale Epidemie ließ uns nicht nur unser Leben verlangsamen, sondern schloss uns auch von alltäglichen Aktivitäten aus und zwang uns darüber hinaus dazu, über unsere Prioritäten nachzudenken und sie vielleicht neu zu definieren.
Es ist verständlich, dass wir Angst haben, vor allem davor, unsere Gesundheit und Arbeit zu verlieren. Das Virus der Angst verbreitet sich schneller als das Coronavirus, angeheizt durch die aufeinanderfolgenden Nachrichten in den Medien und die Unsicherheit, die es uns nicht erlaubt langfristig zu planen. Wir wissen nicht, wie lange die Epidemie dauern wird, es ist schwer, sich ihre Auswirkungen überhaupt vorzustellen. Wenn man darüber nachdenkt, verursacht es Ängste, Wut und manchmal sogar Aggression. Umso mehr sollten wir für solche Zustände sensibel sein, sie wahrnehmen und stoppen, bevor sie an Dynamik gewinnen. Die Unsicherheit ist das Schlimmste – wie lange wird es dauern?
Schulen in Deutschland, so wie in Polen, wechselten in den digitalen Unterrichtsmodus. Schüler_innen erhalten Aufgabensets für zu Hause; Manchmal wird die Kommunikation mit den Lehrer_innen durch Chats oder Videokonferenzen unterstützt.
Die Aufforderung in Isolation zu bleiben, hat riesige Konsequenzen nicht nur für die Arbeit der Schulen, sondern auch für die Projekte des Schüler_innenaustausches. Internationale Begegnungen werden abgesagt, Schüler_innen und Lehrer_innen müssen zu Hause bleiben. Es ist natürlich ein riesiger Verlust für alle, die auf ein Treffen mit Jugendlichen aus einem anderen Land ungeduldig gewartet haben. Ein Teil der Begegnungen wird höchstwahrscheinlich verschoben. Andere werden vermutlich nie stattfinden.
Weiterlesen: Wird die Pandemie den Schulaustausch verändern in Deutschland? | Joanna Szaflik-Homann